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Ideenwettbewerb Bioökonomie: Innovative Ansätze für nachhaltige Grüngutnutzung ausgezeichnet

15.10.2025

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) hat die Gewinner des bundesweiten Ideenwettbewerbs für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe im ländlichen Raum bekanntgegeben. Die drei Preisträger setzen an einem aktuellen Problem an: Wie kann Grünlandbiomasse, die nicht als Tierfutter genutzt werden kann, ökologisch und wirtschaftlich verwertet werden? Die Gewinnerideen überzeugten mit Konzepten, die eine neue Wertschöpfung aus bisher nicht genutztem Grüngut ermöglichen. Der DVL wird die Gewinner in den kommenden Monaten bei der Weiterentwicklung unterstützen.

Ansbach – Mit einem Ideenwettbewerb suchte der DVL bioökonomische Ideen aus Land- und Forstwirtschaft. Die drei ausgezeichneten Vorhaben haben die Nutzung von Grüngut im Fokus, indem sie Grünlandbewirtschaftung und Landschaftspflege stofflich und energetisch nutzen wollen. Mit regionalen Kooperationen und technischen Innovationen zeigen die Gewinner, wie nachhaltige Kreislaufwirtschaft im ländlichen Raum vorangetrieben werden kann. 

Grünland fällt in vielen Regionen aufgrund zurückgehender Tierhaltung aus der Nutzung. Damit geht dieser artenreiche Lebensraum und prägende Teil der Kulturlandschaft verloren. Zudem fällt in der Landschaftspflege extensiver und in der Pflege kommunaler Flächen Biomasse an, für die es bisher keine sinnvolle und wirtschaftliche Verwertung gibt. Häufig stellt diese Biomasse ein Entsorgungsproblem dar. Um die Nutzung und Pflege dieser Lebensräume für landwirtschaftliche Betriebe und Kommunen wirtschaftlicher zu machen, suchen viele Akteure neue Lösungen für die stoffliche und energetische Nutzung. „Die Ideen zeigen, wie vielfältig und zukunftsweisend die Nutzung von Biomasse aus Grünland sein kann“, betont Dr. Jürgen Metzner, Geschäftsführer des DVL. „Sie können nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung leisten, sondern stärken auch die ländlichen Regionen.“ 

Die Gewinnerprojekte 2025

Verpackungen aus der Wiese

Die Ammersee Obstbau GmbH will kompostierbare Verpackungen aus Grünlandbiomasse wie Altgras, minderwertigem Heu und Landschaftspflegematerial herstellen. So soll das Grüngut extensiv genutzter Flächen in ökologische Verpackungen verwandeln werden und damit einen wirtschaftlichen Anreiz zum Erhalt artenreicher Wiesen schaffen. Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz werden durch plastikfreie, biologisch abbaubare Verpackungen gefördert.

Jurymitglied Heinrich Meusel, Geschäftsführer der HeuHeinrich GmbH&Co KG und DVL-Vorstandsmitglied, erklärt: „Die kreative Übertragung bestehender Techniken auf Grünlandbiomasse und der konsequente Blick auf ökologische wie ökonomische Faktoren haben uns besonders überzeugt.“

Vom Halm zur Wärme – Kaskadennutzung von Grüngut

Die Futtertrocknung Lamerdingen eG will in einem mehrstufigen System nicht verfütterbares Grüngut zunächst pelletieren und in der Insektenmast einsetzen. Die Reste sollen anschließend als ökologischer Brennstoff genutzt werden. Die entstandene Wärme dient der eigenen Trocknungsanlage. Das Projekt schafft neue Wertschöpfungsketten, reduziert CO₂-Emissionen durch die Nutzung erneuerbarer Biomasse und eröffnet neue Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft.

Jurymitglied Theresa Kärtner, Referentin des Deutschen Bauernverbands, erklärt: „Dieses Konzept verbindet regionale Wertschöpfung und Ressourcen auf innovative Weise und setzt auf die nachhaltige Nutzung von Potenzialen im Grünland, die bislang weitgehend ungenutzt sind.“

Stoffliche und energetische Verwertung kommunalen Grünguts

Der NABU Edertal e.V. will Mahdgut von öffentlichen Flächen trocknen, pelletieren und als Futterpellets nutzen oder in einer Pyrolyseanlage zu Pflanzenkohle verarbeiten, die zum Beispiel als klimaneutrales Betonadditiv eingesetzt werden kann. Abwärme aus dem Prozess wird zur Trocknung genutzt. Kommunales Grüngut wird wirtschaftlich und klimafreundlich verwertet, Emissionen werden vermieden und der Aufbau regionaler Stoffkreisläufe wird gestärkt. So können neue Einnahmequellen für Kommunen und regionale Akteure entstehen.

Jurymitglied Martin Köchy, Ko-Geschäftsführer der Deutschen Agrarforschungsallianz, erklärt: „Die kluge Kombination von Klima-, Biodiversitätsschutz und kommunaler Wirtschaftlichkeit mit neuen Produkten für verschiedene Branchen zeigt Innovationskraft und große Übertragbarkeit.“

Der Wettbewerb wird durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert und von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) betreut. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld von jeweils 5.000 Euro, ein Pitchvideo und werden mit Sachverständigen bei der Weiterentwicklung ihrer Ideen begleitet. Die offizielle Ehrung und Präsentation erfolgt auf dem Deutschen Landschaftspflegetag 2026.

Die Jury des Ideenwettbewerbs 2025 

Theresa Kärtner, Referentin Erneuerbare Energien und Gesellschaftspolitik, Deutscher Bauernverband (DBV)
Heinrich Meusel, Geschäftsführer Heu-Heinrich GmbH&Co KG, DVL-Vorstandsmitglied
Dr. Martin Köchy, Ko-Geschäftsführer der Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA)
Dr. Norman Siebrecht, stellv. Abteilungsleiter Systembewertung Nachwachsender Rohstoffe am Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ)
Ferdinand Reb, Geschäftsführer Tourismuszentrale Fichtelgebirge e. V., stellv. Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Mittelgebirge
Frank Wagener, Bereichsleiter Biomasse und Kulturlandschaftsentwicklung, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS)
Markus Hinskes, Referent Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume - für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (DVS)

Die Bewerbungen wurden mit Kriterien bezüglich Ökonomie, regionaler Entwicklung und Ökologie bewertet. 

Hintergrund 

Der DVL ist der Dachverband der Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland, wie Landschaftspflegeverbände, Landschaftspflegevereine, Landschaftserhaltungsverbände, Lokale Aktionen, Biologische Stationen, Natura 2000-Stationen und Ökologische Stationen. Seine Mitglieder arbeiten mit circa 15.000 landwirtschaftlichen Betrieben, darunter knapp 2.000 Schäfereien, für den Naturschutz eng zusammen. Über 4.000 kommunale Gebietskörperschaften sind Mitglied eines Landschaftspflegeverbandes. Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und zuletzt Rheinland-Pfalz unterstützen den Ausbau der Landschaftspflegeorganisationen, beispielsweise für eine bessere Natura-2000-Umsetzung.

Die im DVL zusammengeschlossenen Verbände sind rechtlich selbständige Zusammenschlüsse von Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtwirtschaft, Naturschutz und Kommunen, die sich gemeinsam für den ländlichen Raum und den Erhalt artenreicher Kulturlandschaften einsetzen. Die verschiedenen Gruppen wirken innerhalb des DVL uns seiner Verbände gleichberechtigt und freiwillig zusammen. Der Vorstand ist mit jeweils der gleichen Zahl an Personen aus den drei Bereichen zusammengesetzt. Diese Drittelparität sorgt für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz in den Regionen, da die praktische Arbeit der Verbände von der Kooperation dieser Gruppen getragen wird.

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