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Nützliches „Unkraut“ auf Äckern?! Seltene Ackerwildkrautarten in Mittelfranken entdeckt

28.06.2022

Bunt blühende Wildkräuter im Acker sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch Nahrungsquelle für viele Nützlinge und erfüllen somit wichtige Ökosystemfunktionen. Im Mittelpunkt des Ackerwildkraut-Wettbewerbs 2022 des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL), der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und BUND Naturschutz in Bayern (BN) steht die Vielfalt auf den Feldern in Mittelfranken.

Ansbach/Burgsalach  Von den 200 heimischen Ackerwildkrautarten sind zwei Drittel in Bayern gefährdet oder bereits ausgestorben. Sie bieten Lebensraum und sind wichtige Nahrungslieferanten für nützliche Insekten, Vögel und andere Tierarten. Gleichzeitig sind Ackerwildkräuter Naturschätze, von denen die meisten entgegen der landläufigen Meinung für den Anbau von Kulturarten unschädlich sind. Um diesen unscheinbaren Arten mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, haben DVL, LfL, Bioland und BN gemeinsam einen Ackerwildkraut-Wettbewerb in Mittelfranken ausgelobt.

Angepasste Bewirtschaftung honorieren

25 Äcker sind in diesem Jahr für den Wettbewerb angemeldet, die Kartierung der Wildkräuter, die in diesem Jahr von der Regierung von Mittelfranken finanziert wird, ist nun abgeschlossen. Maike Fischer, DVL-Projektleiterin, erklärt: „Für die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte ist der Erhalt der Artenvielfalt wichtig. Sie haben daher die Bewirtschaftung ihrer Felder angepasst und beherbergen dadurch eine vielfältige und für die Natur wertvolle Ackerwildkrautflora auf ihren Äckern. Die Vielfalt und Schönheit der bayerischen Kulturlandschaften sind einzigartig. Der Schutz der biologischen Vielfalt muss anerkannt und das Engagement landwirtschaftlicher Betriebe dafür angemessen honoriert werden! Raritäten, die kaum noch jemand kennt, mit klingenden Namen wie Blauer Gauchheil, Acker-Löwenmaul, Kleinling oder Niederliegender Krähenfuß kommen in Mittelfranken noch vor.“

 „Ackerwildkrautschutz ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Der BUND Naturschutz setzt sich dafür ein, in der nächsten EU-Agrarförderperiode, die 2023 beginnt, die Vertragsnaturschutzmaßnahmen für Ackerwildkräuter deutlich zu stärken und besser zu fördern“, ergänzt Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin.

Siegerehrung am 20. Oktober 2022

Im Dinkel-Acker von Landwirt Reiner Strauß bei Burgsalach, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, blüht es zum Zeitpunkt der Feldbesichtigung am 28. Juni 2022 besonders bunt, es ist ein vielfältiges Nahrungsangebot für Insekten vorhanden. PflanzenexperteDr. Stefan Meyer zeigt den Anwesenden einige Funde, insgesamt über 120 Ackerwildkrautarten hat er auf Mittelfrankens Äckern entdeckt.

„Im Wettbewerb werden Äcker mit konkurrenzschwachen und seltenen Ackerwildpflanzen prämiert. Arten wie die Ackerkratzdistel, das Klettenlabkraut oder die Quecke, die Probleme bereiten können, werden nicht positiv bewertet“, erläutert Dr. Franziska Mayer vom Institut für Agrarökologie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Mit dem Wissen, dass es nur wenige echte „Problemunkräuter“ gibt, kann ein Landwirt die Vielfalt an kleinen Wildkräutern im Acker durchaus entspannt betrachten. Wildpflanzen können je nach Art mit ihrem Wurzelsystem Bodenerosion verhindern, die Vielfalt an Bodenmikroorganismen fördern oder Luftstickstoff fixieren und steigern letztlich die Bodenfruchtbarkeit. Die vorkommenden Wildkrautarten geben zudem einen Hinweis auf den pH-Wert oder den Wasserhaushalt des Bodens.

"Eine Besonderheit im Aischgrund sind sandige Äcker auf staunassen oder feuchten Böden, die noch nicht vollständig drainiert, also trockengelegt sind. Da es kaum noch solche Äcker gibt, wachsen dort einige der seltensten Pflanzen Bayerns, zum Beispiel die Kopf-Binse und der Ysop-Blutweiderich", ergänzt Andrea Kerskes von der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken, die dort für den botanischen Artenschutz zuständig ist. Über insgesamt zwei Dutzend Funde an Rote Liste-Arten und Arten der Vorwarnliste, wie das Sommer-Adonisröschen oder das Mäuseschwänzchen freut sich Botaniker Meyer besonders, da sie in Bayern und teils in ganz Deutschland stark zurückgegangen sind. In der Windsheimer Bucht konnte er sogar das Dreihörnige Labkraut wiederfinden, das in Bayern stark gefährdet ist.

Katharina Schertler, Bioland-Naturschutzberaterin, unterstreicht: „Wir freuen uns darüber, dass so viele Biobetriebe Ackerflächen angemeldet haben und damit stolz zeigen, welchen Beitrag der Ökologische Landbau für den Erhalt gefährdeter Arten leisten kann.“ Die Siegerbetriebe werden am 20. Oktober im Wettbewerbsgebiet geehrt.

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