Donauausbau zw. Straubing und Vilshofen, Hochwasserschutz Teilabschnitt 1: Straubing – Deggendorf, Koordination und Umsetzung der PIK-Maßnahmen
Ziele
Die Hochwasserschutzanlagen an der niederbayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen wurden in den 1930er bis 1950er Jahren errichtet und bieten nach heutigem Stand nur mehr Schutz vor einem etwa 30-jährlichen bis maximal 50-jährlichen Hochwasser. Aus diesem Grund führt die Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft mbH (WIGES - bis 2020 unter dem Namen Rhein-Main-Donau Wasserstraßen GmbH (RMD)) im Auftrag der Bauherren Bundesrepublik Deutschland und Freistaat Bayern in diesem Bereich umfangreiche Ausbaumaßnahmen durch. Bestehende Hochwasserrückhalteräume, soweit möglich, werden erhalten und neue Retentionsräume geschaffen. Durch diese Baumaßnahmen sollen Siedlungen und Infrastruktureinrichtungen vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis (HQ 100) geschützt werden. Als Folge davon entstehen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz durch angemessene Kompensationsmaßnahmen auszugleichen sind.
Durch die Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz an der Donau wird in den Lebensraum der geschützten Zielarten des Offenlandes (u.a. Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche) eingegriffen. Mittels freiwilliger produktionsintegrierter Kompensationsmaßnahmen (PIK-Maßnahmen) auf Ackerflächen soll ein ökologischer Ausgleich für diesen Lebensraumverlust geschaffen werden.
Kurzbeschreibung
Für den Zeitraum von 2015 bis 2020 beauftragte die RMD eine Arbeitsgemeinschaft aus Deutschem Verband für Landschaftspflege (DVL), Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen und dem Büro Bosch&Partner mit der Umsetzung von produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen (PIK-Maßnahmen) für den Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Donau.
Ein Folgeauftrag der WIGES zur Umsetzung eines neuen PIK-Projekts zum Donauausbau im Bereich Straubing-Vilshofen wird seit Frühjahr 2020 unter Leitung der Deutsche Landschaften GmbH bis Ende 2024 umgesetzt. Dabei bilden der DVL, der LPV Straubing-Bogen und das Büro Bosch & Partner ein Kooperationsteam mit fachlicher Expertise im Bereich PIK.
In den Landkreisen Straubing-Bogen und Deggendorf sollen Landwirtinnen und Landwirte dazu gewonnen werden, freiwillig auf ihren Nutzflächen artenschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen wie zum Beispiel Lerchenfenster, Kiebitzbrachen oder Blühstreifen für das Rebhuhn anzulegen. Mit Unterstützung der Partner aus Landwirtschaft, Verbänden und Behörden werden Verträge mit unterschiedlichen Maßnahmenkombinationen abgeschlossen.
Entsprechend dem Ertragsausfall und der Anbaukosten erhalten die Landwirte eine maßnahmenbezogene Honorierung, die von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) errechnet wurde. Darüber hinaus wird eine PIK-Prämie erstattet, die die zusätzlichen Aufwendungen bei der Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen honoriert.
Für die ausreichende Erfüllung der Kompensationsleistung steht die Arbeitsgemeinschaft ein: Die „institutionelle Sicherung“ nach § 9 Bayerische Kompensationsverordnung ersetzt eine dauerhafte Flächensicherung.
Aktivitäten
Abschluss von PIK-Maßnahmen, wie zum Beispiel: Ackerbrachen, Blühflächen, Lerchenfenster, erweiterter Saatreihenabstand.
- Die Arbeitsgemeinschaft gewährleistet kurze Wege zwischen Planung, Umsetzung und Koordination.
- Als regional verankerter Akteur bringt der LPV seine Gebietskenntnisse und Kontakte zu Landwirtinnen und Landwirten sowie Behörden ein.
- Herausforderungen, die im Projektverlauf entstehen, werden mit Landbewirtschaftenden und weiteren Betroffenen frühzeitig angegangen und gelöst.
- Die Projektumsetzung wird mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit aus Flächenbegehungen, Zeitungsartikeln und Feld-Informationstafeln begleitet.
Ergebnisse
Für die Brutsaison 2022 von März bis Ende Juni wurden 65 Hektar landwirtschaftlicher Fläche mit an Wiesenbrüter angepassten Maßnahmen belegt. Wie auch in den letzten zwei Projektjahren wurde der Großteil der Flächen mit Wintergetreide in erweiterter Saatreihe bestellt. Nicht wenige dieser Flächen sind in der Kombination mit Brache angelegt worden und schufen als sogenannte Kiebitzfenster sowohl Brut- und Aufzuchtmöglichkeiten als auch ein weitreichendes Nahrungsangebot für Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn.
Eine Neuerung im Projekt stellt die Maßnahme mit verspäteter Maisansaat ab dem 20. Mai dar. Circa zehn Hektar wurden dieses Jahr mit der verspäteten Maisansaat bewirtschaftet, die vor allem gewährleisten soll, dass die Brut- und Schlupfzeit der Vögel (insb. der Kiebitze) bei der späten Ansaat bereits abgeschlossen ist und kein Nest oder Jungvogel zu Schaden kommt. Bei der einer Feld- Besichtigung im Juli 2022 tauschten sich die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, Behördenvertreter*innen und die PIK-Arbeitsgemeinschaft über ihre Erfahrungen mit PIK aus, einzelne Landwirte schließen bereits seit sieben Jahren PIK-Verträge für ihre Flächen ab.
Laufzeit
2020 - 2024
Bundesland
Bayern
Regierungsbezirk
Niederbayern
Partner
bosch & partner
WIGES Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft